Bei einem Blick auf die große Auswahl an Wertpapieren an den internationalen Börsen kommen Neulinge oftmals schnell ins Schwitzen. Während bestimmte Aktien mit Hilfe der Wertpapiernummern noch recht einfach ausfindig gemacht werden können, wird es vor allem dann kompliziert, wenn die Aktien miteinander verglichen werden sollen. Immerhin bildet eine fundierte Analyse die Grundvoraussetzung für den Erfolg der Investition. Wie aber lassen sich die zahlreichen Wertpapiere treffend vergleichen?
Hier kommen die sogenannten Aktienkennzahlen ins Spiel, die auf verschiedene Art und Weise bei der Analyse unterstützen können. Was es genau mit diesen Kennzahlen auf sich hat, was sie aussagen und wie sie vor allem ermittelt werden, erklären wir im Folgenden jetzt einmal detailliert.
Aktienkennzahlen anwenden
Selbst jeder noch so unerfahrene Börsenneuling dürfte wissen, dass eine Investition rein „aus dem Bauch heraus“ alles andere als empfehlenswert ist. Stattdessen sollte im Vorfeld immer genauestens überlegt werden, wo die Investition tatsächlich sinnvoll ist und sich eine positive Kursentwicklung erwarten lässt. Auch das ist allerdings nicht so ohne Weiteres möglich, weshalb bei der sogenannten Fundamentalanalyse die Aktienkennzahlen zum Einsatz kommen. Diese werden oftmals als „Gegenspieler“ der Kursanalyse bezeichnet, da gerade große Investoren meist vornehmlich auf diese Kennzahlen setzen – und die Kursanalyse außen vor lassen.
Ablesen lässt sich aus den Aktienkennzahlen eine ganze Fülle von Informationen zum Unternehmen, mit der sich dann im besten Fall einschätzen lässt, wie die Entwicklung künftig aussehen wird. Sicherlich gut zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass die wesentlichen Aktienkennzahlen heutzutage von großen Informationsportalen zur Verfügung gestellt werden. Für Anleger macht das die Sache deutlich einfacher, da ansonsten eine mühsame Recherche durchgeführt werden müsste. Generell ist Anlegern zudem dazu zu raten, möglichst viele Aktienkennzahlen in die eigene Analyse einzubauen. Je mehr Informationen auf diese Art und Weise gewonnen werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Entwicklung des Papiers in der Zukunft genauer bestimmt werden kann.
Aktienkennzahlen im Detail
Grundsätzlich gilt zu den Aktienkennzahlen zu sagen, dass heutzutage zahlreiche Kennzahlen von Investoren genutzt werden, um die Entwicklung eines Wertpapieres richtig einordnen zu können. Eine Garantie für eine positive Entwicklung gibt es natürlich bei ansprechenden Zahlen nicht. Dennoch wird zumindest die Wahrscheinlichkeit erhöht, mit der Investition erfolgreich zu sein. Immer wieder wird im Zusammenhang mit den Aktienkennzahlen von drei wesentlichen Werten gesprochen, die wir uns im Folgenden einmal genau ansehen wollen. Welche drei Aktienkennzahlen als prägend bezeichnet werden können, ist aber schon hier zu sehen:
- KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
- EKQ (Eigenkapitalquote)
- KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis)
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis lässt sich ohne Zweifel als bekannteste Aktienkennzahl bezeichnen und ist darüber hinaus noch überaus einfach zu berechnen. Ermittelt wird der KGV auf folgendem Wege:
KGV = Aktienkurs / Aktiengewinn
Zur Berechnung wird hier also lediglich der aktuelle Aktienkurs genutzt, der durch die Dividende geteilt wird. Verwendet wird dabei entweder die Dividende des vergangenen Jahres oder aber die zu erwartende Dividende für die nächste Auszahlung. Leichter verständlich wird das Ganze, wenn Zahlen eingesetzt werden. Angenommen, der Aktienkurs eines Unternehmens liegt bei 100 Euro und es wurde im vergangenen Jahr eine Dividende von zehn Euro ausgezahlt. In diesem Fall würden die 100 Euro durch die zehn Euro geteilt werden und es käme ein KGV von 10 heraus.
Dieser wiederum sagt aus, dass eine Investition bei den aktuellen Kursen und Werten zehn Jahre benötigen würde, um sich zu finanzieren. Das ist eine lange Zeit, weshalb generell auf einen KGV mit niedrigem Wert geachtet werden sollte. Je geringer dieser ausfällt, desto schneller kann die Investition des Anlegers durch das Unternehmen ausgezahlt werden.
EKQ (Eigenkapitalquote)
Eine weitere wichtige Kennzahl in der Aktienanalyse ist die Eigenkapitalquote. Hier müssen allerdings gleich mehrere Begrifflichkeiten definiert werden, um diesen Ansatz genau zu verstehen. Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, dass es sich beim Eigenkapital eines Unternehmens um das Kapital handelt, welches von den Eigentümern oder Gesellschaftern zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus gehören zum Eigenkapital auch Gewinne, die nicht in Form von Dividenden ausgeschüttet werden, sondern im Unternehmen verbleiben. Das genau Gegenteil des Eigenkapitals ist das sogenannte Fremdkapital, welches zum Beispiel als kurzfristiges Darlehen bezogen wird. Beide Werte zusammen ergeben wiederum das Gesamtkapital eines Unternehmens. Berechnet wird die Eigenkapitalquote mit der folgenden Rechnung:
EKQ = (Eigenkapital / Gesamtkapital) x 100
Ermittelt wird auf diesem Wege ein prozentualer Wert, der angibt, wie hoch oder gering der Anteil des Eigenkapital seines Unternehmens im Verhältnis zum Gesamtkapital ausfällt. Je höher die Eigenkapitalquote ausfällt, desto höher ist der Anteil des Eigenkapitals und desto leichter ist es für die Unternehmen zumindest theoretisch, einen Kredit aufzunehmen oder Investitionen zu stemmen. Anders gesagt: Die Gefahr der Verschuldung ist bei Unternehmen mit einer hohen Eigenkapitalquote geringer als bei Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote. Für Aktienhändler wichtig zu wissen ist, dass die Eigenkapitalquote von Branche zu Branche enorm schwanken kann. Was in einer Branche als geringe Eigenkapitalquote bezeichnet wird, ist in einer anderen Branche vielleicht üblich. Aus diesem Grund empfiehlt sich beim Vergleich der Eigenkapitalquote immer ein brancheninterner Vergleich.
KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis)
Ebenfalls interessant ist in der Aktienanalyse der Blick auf das sogenannte Kurs-Buchwert-Verhältnis, kurz KBV. Dieses Verhältnis gibt an, wie sich die Marktkapitalisierung und das bilanzielle Eigenkapital eines Unternehmens gestalten. Der Hintergedanke ist dabei, dass das Eigenkapital in der Regel strengen Bilanzierungsvorgaben entspricht, während der Kurs der Aktie an der Börse vor allem durch das Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage zustande kommt. Es liegt in der Natur der Sache, dass hier Unterschiede auftreten können und so zum Beispiel das bilanzielle Eigenkapital eines Unternehmens geringer ausfällt als dessen Marktwert. Gleichzeitig könnte aber auch der Marktwert geringer ausfallen als das bilanzielle Eigenkapital. Berechnet wird das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit folgender Rechnung:
KBV = Aktienkurs / Buchwert der Aktie
Einschätzen lassen lässt sich mit Hilfe des KBV jetzt, wie die Entwicklung eines Unternehmens künftig aussehen könnte. Hierbei gilt, dass ein KBV von 1,00 oder höher bedeutet, dass generell mit einer guten Entwicklung zu rechnen ist. Ein geringerer Wert sagt hingegen aus, dass die Firma beim Aufkauf aller Aktien für einen geringeren Preis zu haben ist, als das bilanzielle Eigenkapital aufweist. Auch in diesem Fall empfiehlt es sich allerdings, vor allem brancheninterne Vergleiche durchzuführen, da die Interpretationsansätze von Branche zu Branche variieren können.